Möglichkeiten und Herausforderungen

KI-Szenarien: Potenziale und Herausforderungen

Im Rahmen des Projekts "Mit den Augen der Maschine" haben wir uns mit verschiedenen Szenarien des Einsatzes Künstlicher Intelligenz befasst. Einige Beispiele zeigen, dass die Verwendung von KI tatsächlich große Vorteile bringen kann. In anderen hingegen werden schwerwiegende ethische Probleme sichtbar (siehe auch unseren vertiefenden Artikel ). An dieser Stelle haben wir unsere gedruckten Informationsmaterialien archiviert und um vertiefende Links ergänzt. Gestaltet und recherchiert wurden die Karten von Nushin Yazdani.

D3nken
Masch1nen in
schwarz
und weiß?

In vielen Ländern wird bereits seit Jahren Künstliche Intelligenz auch vor Gericht angewandt. In dem "Predictive Analytics" genannten Teilbereich von KI werden mit Hilfe von großen, statistisch ausgewerteten Datenmengen Korrelationen und Muster gesucht und anschließend Vorhersagen für die Wahrscheinlichkeit von bestimmten Ereignissen getroffen. So wird bei der Verhängung von Haftstrafen berechnet, wie wahrscheinlich es ist, dass die zu verurteilende Person nach dem Gefängnis rückfällig werden könnte. Das Portal ProPublica fand allerdings, dass schwarze Menschen in den USA dabei systematisch diskriminiert werden. Bei ihnen wurde fast doppelt so häufig wie bei Weißen fälschlicherweise eine hohe Rückfallgefahr prognostiziert. [Download]

Mama,
was 1st 3in
Stau?

Obwohl es bereits seit vielen Jahrzehnten Visionen von autonomen Fahrzeugen gibt, erleben wir gerade erst, wie der Traum Realität wird. Während 2015 laut einem Report der IHS nur in 8% der Neuwagen KI-Systeme installiert wurden, wird im Jahr 2025 jedes neue Fahrzeug damit ausgestattet sein.

Die KI nutzt die aus den Sensoren gewonnenen Daten wie Bilder oder Sounds,um die Umgebung zu erkennen und zu kontextualisieren. Neben dem entscheidenden Faktor Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden hat KI aber auch noch andere Vorteile: Verkehrsstaus und Pendelzeiten werden reduziert, die Parkplatzsuche wird einfacher und effizienter gestaltet. Auch schätzt man, dass Car-Sharing durch KI weiter zunehmen wird. Das alles spielt auch eine entscheidende Rolle für Nachhaltigkeit und Umweltschutz in einer Welt mit stetig wachsender Bevölkerung und zunehmender Verstädterung. [Download]

W3r darf
w1ssen, wen
Du l1ebst?

Eine von der Stanford University durchgeführte Studie hat gezeigt, dass eine KI die sexuelle Präferenz von Menschen anhand ihrer auf Dating-Sites veröffentlichten Bilder erkennt. Hatte sie fünf Bilder zur Verfügung, konnte die KI homosexuelle Männer zu 91% und homosexuelle Frauen zu 83% erfassen. Dies wirft gravierende Fragen zur Ethik der Gesichtserkennung auf. Was bedeutet solch eine Software für Menschen in Ländern, in denen Homosexualität verboten ist und verfolgt wird? Aber auch der biologische Ursprung unserer Sexualität könnte nun neu verhandelt werden, denn die Studie vermutet, dass die sexuelle Präferenz durch die Exposition mit bestimmten Hormonen vor der Geburt zurückzuführen ist – und damit von Geburt an festgelegt. [Download]

Was hast
Du zu
v3rbergen?

In der TV-Serie „Black Mirror“ noch düstere Zukunftsvision, in China schon gesellschaftliche Realität. 176 Millionen Überwachungskameras beobachten ständig die über 1,3 Milliarden Einwohner des Landes. Mit KI und Gesichtserkennung können sie innerhalb weniger Minuten Verdächtige, aber auch politische Gegner finden. Damit nicht genug: In China wird bereits die Einführung eines Social Credit Scores erprobt, die 2020 endgültig erfolgen soll. Chinas Bürger_innen teilen dann mit dem Staat, ob sie ihre Rechnungen bezahlen, was sie kaufen, welche Abschlüsse sie haben, was sie auf Social Media so treiben und wie hoch die Punktzahl ihrer Freunde ist. Wer Videospiele kauft, ist nicht gut angesehen, aber schlecht über den Staat sprechen ist noch schlimmer – und wird kollektiv geahndet, denn ein schlechter Score verschlechtert auch den von Freund*innen und Familie. [Download]

Ärzte 0hne
Grenzen?

Durch schwarzen Hautkrebs sterben jährlich weltweit etwa 55.000 Menschen. Wird der Krebs früh erkannt, kann er herausgeschnitten werden; oft ist es zum Zeitpunkt der Diagnose jedoch zu spät. Um die Krankheit so früh wie möglich zu identifizieren und die Überlebenschancen der Patient*innen zu verbessern, wird Deep Learning eingesetzt, um Maschinen zu trainieren, gutartige von bösartigen Melanomen zu unterscheiden. Im Mai diesen Jahres gelang es in einer Studie zum ersten Mal, eine KI zu trainieren, die Ärzt*innen in der Erkennung von bösartigen Melanomen schlägt – um ganze zehn Prozent. Früherkennung ist nur ein Einsatzbereich von Künstlicher Intelligenz in der Medizin; KI wird bereits in Diagnoseverfahren, individuellen Behandlungsplänen oder Notfallerkennung verwendet. Auch dies hat ethische Implikationen. Was ist, wenn die Maschine Entscheidungen vom Versicherungsstatus abhängig macht? [Download]

W1e hört
sich e1n
S0nn3naufgang
an?

Laut Schätzungen der WHO leben 15 Prozent aller Menschen mit irgendeiner Art von Behinderung. Während dieser Teil der Bevölkerung in bestimmten Situationen ausgeschlossen war, bieten sich durch KI nun viele Möglichkeiten der Inklusion und Autonomie.

Da ist zum Beispiel das selbstfahrende Auto, an dem u.a. IBM gerade arbeitet und das als "world’s most accessible self-driving vehicle“ angepriesen wird – mit individuell angepassten Features für Menschen, die blind oder taub sind, oder über eine eingeschränkte Mobilität verfügen. Auch Smart Homes werden sich an unterschiedlichste Nutzungsbedürfnisse für zum Beispiel alte oder demente Menschen anpassen können. Es gibt bereits diverse Apps, um blinden Menschen ihre Umwelt zu beschreiben oder Texte vorzulesen. Durch Sensoren und KI wachsen unsere Möglichkeiten, gleichberechtigte Teilhabe für alle zu fördern. [Download]

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